Das Grab des 2. Ming-Koenigs

 

Mein erster Kontakt mit den koeniglichen Ming-Graebern war, wie bereits erwaehnt, zum Ende letzten Jahres 07. Es ist das erste von insgesamt acht Koenigsgraebern, die wir in diesem Gebiet von ca. 7 x 15 Kilometern in der Naehe des Yao-Shan Berges ausfindig gemacht haben. Es ist das Grab des 2. Koenigs ZHUO XI, der von 1400 bis 1411 regierte.   

                            

Ergaenzend zu meinen einfuehrenden Bemerkungen am 12. April moechte ich hinzufuegen, dass Guilin mit seiner ueber 2000-jaehrigen Geschichte schon immer ein strategisch wichtiger Knotenpunkt gewesen ist. In der Song-Dynastie war Guilin eins der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentren in Südwestchina. Damals siedelten sich Geschäftsleute in großer Zahl überall in Guilin an. Die Region erlebte zu dieser Zeit eine wahre Wirtschaftsblüte.

                           

Die Ming-Dynastie war eine der langlebigen Dynastien in der chinesischen Geschichte. Vom Jahr 1368, als Zhu Yuanzhuang den Thron erklommen und die Ming-Dynastie begründet hatte, bis zu deren Sturz im Jahr 1644 regierten 16 Kaiser aus zwölf Generationen für 276 Jahre.

                              

Im Jahr 1368 bestieg Zhu Yuanzhuang als Kaiser Taizu (Reg. 1368-1398) den Thron und begründete die Ming-Dynastie (1368-1644). Er machte Nanjing zur Hauptstadt und bezeichnete seine Regierungszeit als Hongwu, so ist er auch als Kaiser Hongwu bekannt. Nach der Eroberung der Hauptstadt der Yuan-Dynastie vereinigte er mit der Zeit das ganze Land.

Zur Stärkung seiner Herrschaft ergriff Zhu Yuanzhuang zahlreiche politische Maßnahmen. Er organisierte die Bürokratie um und richtete sechs Ministerien, viele Ämter, fünf Militärkommandanturen sowie einen Geheimdienst ein. Eine riesige Armee wurde aufgebaut, und die oberste militärische Gewalt lag in den Händen des Kaisers. Um die Herrschaft über das ganze Land durch seine Familie zu garantieren, ernannte Zhu Yuanzhuang von 1369 bis 1391 seine 24 Söhne und einen Enkel zu Herren über 25 Lehen, die über das ganze Land verteilt waren.

So gab Kaiser Zhu Yuanzhuang 1370 seinem 24. Enkel Zhu Shou Qian den Namen JINGJIANG und mit dem Rang eines Koenigs die Aufgabe, das Gebiet Guilin mit seinen 12 Staedten und Kreisen zu verwalten und ueber das Gebiet der nationalen Minderheiten zu wachen. Es war die Zeit, in der die Ming-Kaiser im Suedwesten des Reiches stark von den Miao-Minderheiten in Schwierigkeiten gebracht wurden. So, wie im Norden der Bau der Grossen Mauer vorangetrieben wurde, wollte man im Gebiet nordwestlich von Guilin mit dem Errichten des Schutzwalls ein Uebergreifen der Minderheiten verhindern. Strategisch war Guilin wichtig....wichtig in den rechten Haenden zu wissen, befand sich mit dem Ling-Kanal eine aeusserst bedeutungsvolle Wasserstrasse, um die Nord-Suedverbindung im Reich zu sichern, die damals schon dem 1. chinesischen Kaiser die Herrschaft und Einigkeit des Reiches bescherte. 1387 hatte der 1. Mingkaiser das Chinesische Reich wieder vereint.

Nach dem Tode des ersten Kaisers im Jahr 1398 folgte ihm sein erster Enkel als Kaiser Jianwen auf den Thron. Der neue Kaiser befahl, die militärische Macht der Fuersten zu vermindern. Doch Zhu Di, zu jener Zeit Fuerst Yan im Gebiet um Beijing, der der vierte Sohn von Zhu Yuanzhuang war, stand dagegen auf, eroberte Nanjing und bestieg unter dem Kaisertitel Chengzu (Reg. 1403-1424) den Thron. Er benannte die Regierungszeit in Yongle um und wurde daher als Kaiser Yongle bekannt. Nach seiner Thronbesteigung verlegte Kaiser Chengzu die Hauptstadt von Nanjing nach Beijing, und 1421 wurde Beijing offiziell zur Reichshauptstadt erklaert.

Unter Kaiser Chengzu wurde die Herrschaft weiterhin verstaerkt und die Wirtschaft weiter entwickelt. Die Ming-Dynastie erlebte in der ersten Zeit von 1368 bis 1435 ihre strahlendste Epoche von insgesamt 67 Jahren, auch wenn es weiterhin Bauernaufstaende gab und japanische Piraten Ueberfaelle auf chinesische Kuestensiedlungen unternahmen.

 

 

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Auf der Karte kann man das Koenigsgrab in der Naehe des Jingjiang-Mausoleums finden. Von Guilin kommend sind es nach der Abzweigung von der Jin Ji Lu zum Mausoleum, das gut ausgeschildert ist, noch ca. 500 Meter, bevor auf der linken Seite eine feste Strasse in den Wald fuehrt. Als konkreten Anhaltspunkt kann man sich an dem dunkelgrauen Hinweisstein mit roter Aufschrift orientieren, das hier aus das Seismologische Institut hindeutet. Dieser zementierten Nebenstrasse folgt man bis knapp hinter das auf der rechten Seite befindliche Ziegelsteingebaeude in ca. 200 m Entfernung. Gleich hinter diesem Gebaeude fuehrt ein Waldweg links zu den Graebern der Einheimischen, die nach wenigen Metern rechts und links den Weg zieren. Kurz danach gabelt sich sichtbar der Weg und man folgt dem linken. Von hier aus kann bereits die ersten Steinfiguren des Grabes erkennen. Vermutlich sind bis auf die Graeber 2 und 4 die ehemaligen Ummauerungen den Beduerfnissen der Guiliner Einwohnern zum Opfer gefallen, dienten in den nachfolgenden Jahrhunderten bei der Bedeutungslosigkeit der Ming-Graeber diese als gute Materialspender. Sobald die Strassenlage guenstig war, trugen die Menschen die Grabgebaeude, wie Mauern ab, um ihre eigenen Haeuser zu erweitern oder zu reparieren. Weit und breit ist in dieser Gegend kein altes Ziegelwerk zu erkennen.