Trip vom 17. bis zum 19. Juni 2008

 

Mit den beiden Orten Chengyang und Zhaoxing werden in der naechsten Zeit, in den naechsten Monaten, besonders in der nacholympischen Saison immer mehr Touristen aus dem Ausland, sicher auch aus Deutschland ihre attraktiven Anziehungspunkte im Autonomen Gebiet der Dong-Minderheiten finden. Die Anbindung Sanjiangs an ein gutes Strassennetz laesst seit kurzem die 60 Kilometer nach Longsheng in gut 1-1.5 h bewaeltigen, so dass ein Abstecher von den Longji-Reisterrassen nach Chengyang mit seiner beeindruckenden Dong-Architektur immer attraktiver wird. Bis noch vor einem Jahr war man mit dem Bus ca. 45 bis 60 Minuten laenger unterwegs. Gesparte Zeit, die fast doppelt zaehlt.

Fuer mich waren die drei Tage wichtig, auszutesten, ob und wie sich ein Kurz-Ausflug von Ping’an in das Dong-Gebiet mit Chengyang und Zhaoxing realistisch darstellen kann. Verbindet sich mit diesem Trip eher nur Anstrengendes fuer die Gaeste, oder ist diese Tour nicht gar ein kurzweiliger dreitaegiger Kultur- und Landschaftshoehepunkt, der die vielen, vor allem bergigen Strassenkilometer bei ueberwiegend nicht guenstigen Strassenverhaeltnissen fast vergessen macht. Gerade die Strecke von Chengyang nach Zhaoxing ueber Dudong verspricht viel Urspruenglichkeit vom Leben der Menschen in den vielen Bergdoerfern, aber auch landschaftlich unendlich viele Reizpunkte mit der einem gerade von Dudong ueber die Bergpaesse bis nach Zhaoxing begleitenden Reis- und Teeterrassenkultur. Es ist sicherlich die zeitlich wesentlich umfangreichere Tour, als wenn der Bus seine alte und bestaendige Route in Richtung Congjiang bis nach Balno dem Lauf des Xin Jiang-River folgend, hier den Fluss links liegen laesst und ueber Luoxiang Zhaoxing erreicht.

Betritt man das Gebiet der Dong-Minderheiten gerade im Provinzgebiet von Guizhou, ist man fast ausschliesslich auf laengere bis lange Strassenfahrten angewiesen, um das Minderheitengebiet kulturell fuer sich zu erschliessen.

Man benoetigt fuer eine ausgiebige Tour zwischen Sanjiang und Kaili gut eine Woche bis zu 10 Tagen. Ein kurzer Abstecher von vielleicht 5 Tagen als Rundtrip ist bis nach Congjiang moeglich, der ersten richtigen Kontaktmoeglichkeit mit der Miao-Minoritaet.

Aber erst einmal sollen die drei Tage im Dong-Gebiet von mir getestet werden mit der wichtigen Frage „Was erwartet den Gast bei der Reise an Belastung....was an Sehenswuerdigkeiten ?“ Sollte dieser Trip vielversprechend sein, dann ist auch die 2-taegige Reiseverlaengerung kein grosses Problem mehr.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt meiner Fahrt war es, mich nach „leistungsgerechten“ Hotels und Gaestehaeusern umzuschauen. Es ist seit den Empfehlungen von mir Neuland fuer meine Kollegen in Guilin in allen wichtigen Fragen. Somit sind so gut wie keine  Erfahrungswerte vorhanden, was bisher fuer Yangshuo, Guilin und Dazhai als sicher galt. Das waren die bisherigen Standardrouten im Provinzbereich von Guangxi, die ich nun gerne mit kulturvollen Randpunkten erweitern moechte und nach meinem zweiten Besuch in der Provinz Guizhou es seit Anfang 2008 meinen Gaesten mehr und mehr empfehle, diesen weitestgehend unbekannten Land- und Kulturstreifen zu erkunden.

Es ist sicherlich nicht zu erwarten, dass die Unterbringungsmoeglichkeiten sofort europaeische Standards schreiben. Jedes Gasthaus unternimmt individuell auf der einen oder anderen Art und Weise grosse Anstrengungen, um Annehmlichkeiten dem Reisenden entgegenzubringen. In dieser Region ist man dabei, mit sparsamen Mitteln einen guten Standard zu bieten, der eben seine Zeit benoetigt. Somit bin ich bei der bisher noch nicht bestaendigen Auswahl von Gaestehaeusern und Hotels von Ping’an, Chengyang und Zhaoxing auch auf eigene Recherchen angewiesen, um letztendlich wirklich zufriedene Gaeste nach Deutschland zurueckfliegen zu sehen.

Zum Glueck war ich bei zwei reisenden Familiengruppen selbst zugegen, um einige wichtige Unverstaendlichkeiten aufzuklaeren. Dann war die „sanitaere Grundausstattung“ auch kein Problem mehr, nachdem die wichtigen Informationen auch richtig verstanden wurden. Dies war also auch ein wichtiger Grund, selbst viele Dinge zu betrachten, zu bewerten, werden doch die Reiseempfehlungen ueberwiegend von mir vorgenommen........!

 

 

Chengyang, 17. Juni 2008

Die Sichtung in Ping’an war fuer mich abgeschlossen. Ein Service-freundliches Hotel war ausgemacht. Fuer mich ist es wichtig, dass der Manager flexibel auf besondere Wuensche reagieren kann und auch konstruktiv mit einer Agentur zusammenarbeiten moechte, kurzfristig spezielle Wuensche, wie Zimmerwechsel, Transferleistungen und Besichtigungen in die Umgebung vor Ort und auch in die weitere Gegend realisieren kann. Viele Gaeste reagieren spontan und benoetigen somit flexiblen Service.

Abfahrt war um 9:45 Uhr zum ersten Tagesziel...Chengyang. Schnell war dieser Ort erreicht. Man hat immer noch den langen Nachmittag in Chengyang Zeit fuer Besichtigungen, so dass der Stop beim Wahrzeichen Sanjiang’s, des grossen Trommelturm’s und der gegenueberliegenden alten Tempelanlage aus der Qing-Dynastie eine kurze lohnende Pause sein kann.

Nachmittags verband sich mein persoenlicher Wunsch, endlich die beiden letzten der insgesamt 8 Dorfteile, Pingtan Zhai und Jichang, zu besuchen. Ende letzten Jahres war aus Witterungsgruenden und des spaeten Eintreffens ein ausreichender Besuch bei Tageslicht nicht mehr moeglich. Am letzten Tag stand damals leider Pintan Zhai nur auf dem Programm-Papier, es war keine Zeit mehr vorhanden, das Wetter unguenstig, wie gesagt und die Busfahrt nach Zhaoxing stand bevor, mussten wir zuerst nach Sanjiang zurueckfahren.

Wir waren also diesmal sehr zeitig in Chengyang, so dass dem Besuch Pingtan Zhai’s nichts im Wege stand.

Dieses Dorf liegt vielleicht 2.5 Kilometer vom Hostel entfernt, direkt den Weg nach oben ueber den kleinen Berg, im westlichen Bereich Chengyang’s. Hier sieht man ein sehr angenehmes traditionelles Leben der Menschen im ueberwiegend aus sehr alten Holzbauten bestehenden Dorf. Den beginnnenden Trend auch in dieser sehr einfachen Gegend der Dongvoelker, nach alter Tradition neue Haeuser zu errichten, sieht man in Pingtan Zhai schon ab und an.  

Die Menschen, die wir ueberwiegend alle im oder in der Naehe des zentralen Trommelturmes trafen, waren aeusserst freundlich. Waehrend die ganz alten Frauen im Trommelturm fast geschlossen vor dem Fernseher sassen und wegen einem Zeichentrickfilm kaum ansprechbar waren, kamen zwei der mindestens gleichaltrigen Herren auf uns freundlich zu und begruessten uns mit altersgerechtem Haendedrueck. Nicht das erste Mal im Kerngebiet der Dongminderheiten verweilend, wusste ich meine Begleiter freundlich scherzhaft auf die bevorstehende Aktivitaeten der aelteren Herrschaften vorzubereiten.

Wir gingen mit den Alten zu einem Tisch, auf dem eine 120 mal 80 Zentimeter grosse Granit-Steinplatte lag. Mit besonderer Vorsicht wurde sie umgedreht und eine endlos scheinende Namensliste kam zum Vorschein. Neben jedem dieser Namen war ebenfalls der Betrag von meistens 10 Yuan eingemeisstelt. Was ich bisher gewohnt war, dann zu tun, war diesmal anders. Zuvor forderte der alte Herr uns auf, an seiner Seite Platz zu nehmen und mit ihm Tee zu trinken. Die beiden Alten hatten inzwischen alles vorbereitet, laechelten zu uns herueber und warteten geduldig. Der kleine Becher Tee war inzwischen ausgetrunken und ich ging herueber, um dem Herrn meine kleine Spende zu uebrreichen. Dankend nahm er sie in Empfang, traegt sie doch dazu bei, vieles von dieser schoenen Architektur erhalten und pflegen zu koennen. Er gab mir einen schwarzen Stift, forderte mich nun auf, meinen Namenszug auf diese Steintafel zu setzen. Jetzt sah ich zu meinem Erstaunen, dass diesmal mein Ehrenplatz ganz woanders sein wird, als bisher „gewohnt“. Nicht, wie bisher, auf einem roten Blatt Papier im frischen Wind haengend, sondern ein trockener Ehrenplatz unten auf der Steintafel wird fuer mich reserviert. Das kannte ich noch nicht, war ich zwar mit meinen Spenden immer eifrig und regelmaessig dabei, die einzelnen Spendenbetraege jedoch – nicht in der Summe – eher bescheiden.

Kaum hatte ich unterschrieben, begann der Alte mit Hammer und Meissel meinen Namen zu “vertiefen“. Da war mir auch die kleine Freude anzumerken, mit der ich hochinteressiert dem Werken des alten Mannes folgte. Der Nachwelt erhaltend stand ich nun fuer alle Ewigkeiten auf dieser Gedenktafel der 10,- Yuan-Spender.

Ein anschliessendes Gruppenfoto war leider nur mit den alten Herren moeglich, dauerte der Zeichentrickfilm immer noch an....

Das naechste Mal in Pingtan Zhai werde ich als erstes meine Steintafel aufsuchen.....

 

Im Nordwesten von Chengyang liegt Jichang. Es ist ein sehr scheues und vertraeumtes Dorf. Die Menschen scheinen hier dem zunehmenden Touristenstrom sehr vorsichtig gegenueber zu stehen. Man findet ueberwiegend alte sehr traditionelle Bauweise vor. Das Dorf stammt aus der Zeit der Ming-Dynastie. Auffallend sind seine sehr grossen, dicht stehenden 2-stoeckigen Haeuser, die ueberdurchschnittlich gross erscheinen, gegenueber den bisher in Chengyang gesehenen Holzbauten. Hier in Jichang begegnet man hundert Prozent traditionelle Lebendigkeit und Ruhe zugleich.

Immer wieder muss ich feststellen...und erst recht nach diesem heutigen Besuch, dass man fuer Chengyang wirklich 1.5 bis 2 Tage einplanen kann, findet man doch auf so kurzen Abschnitten so wechselvolle Bauweisen oder Dorfstrukturen vor.

 

Am spaeten Nachmittag hatte ich ein Treffen mit Herrn Yang vereinbart, dem Inhaber des „Yang’s Gaestehaus“. Zweimal war ich bereits in dem aeusserst gemuetlichen Gasthaus mit nur ganz wenigen Betten, einfachem Standard, dafuer aber mit der fuer das Dorf Ma’an passenden Ruhe und Gemuetlichkeit, um nicht zuletzt seine zentrale Lage zu vergessen. Man kann hier nicht nur gut chinesisch oder besonders am fruehen Morgen....westlich speisen mit Kaffe, Toast, Butter mit Marmelade und Spiegelei, sondern kann zu jeder Tageszeit gemuetlich in diesem Gasthaus einen guten chinesischen Tee aus der unmittelbaren Anbaugegend probieren. Gegen Heimweh gibt es Internetanschluss, sogar in jeder Etage einen PC zum kostenlosen Gebrauch. Entweder findet man am Nachmittag seinen Platz auf den beiden schoenen Terrassen in den beiden ersten Etagen an der frischen Luft oder abends gemuetlich im kleinen Gastraum, der eine angenehme Berghuettenatmosphaere versprueht. Die Besitzer sind zwei sehr junge Einheimische, die sich unter anderem bestens mit dieser sehr traditionellen Kultur auskennen, sprechen zudem ein gutes Englisch und sind immer hilfsbereit, begleiteten sie mich doch damals im Februar 2007 zu den Neujahrsfeierlichkeiten durch die Hochzeitszeremonien der vielen jungen Brautpaare, die nur in dieser Zeit im Jahr heiraten. Ich kenne diese netten Leute mittlerweile schon ueber ein Jahr, bin ich nun bereits das vierte Mal in Chengyang...

 

In Chengyang gibt es noch bei Weitem keinen durchgehenden europaeischen Standard. Sicherlich leben die Menschen bereits wesentlich besser mit dem hier vorbeikommenden Tourismus. Aber er ist immer noch sanft, im Vergleich zu den Stroemen in Longsheng, rund um das Reisterrassengebiet. Mit der Fertigstellung der Schnellstrasse wird sich sicherlich das in den naechsten zwei bis drei Jahren erheblich veraendern. Aber die Bewohner reagieren schon sehr zeitig auf Veraenderungen, so auch Herr Yang. Er wird im Mai naechsten Jahres sein neues Gaestehaus fertighaben und mit 20 Zimmern einen verbesserten Standard anbieten. Dann wird in jedem der Zimmer eine europaeische Toilette vorhanden sein, Internetanschluss und er bietet seinen Gaesten den bisher von ihm gewohnten Service an bei besonderen Anlaessen. Sollte man also demnach seine Reisezeit in dieses schoene Gebiet anpassen koennen, so empfiehlt sich besonders eine Reise zum Neujahrsfest. (siehe Reise 2007)

Andere besondere Festlichkeiten und Feiertage wird mir Herr Yang demnaechst mitteilen, so dass auf dieser HP weitere Info’s zur Verfuegung gestellt werden.