Auszug aus meinem Reisebericht “…durch Guizhou

 

...Es war ein schoener erlebnisreicher letzter Tag in diesem Jahr.

Auf dem letzten Pfiff aufgestanden, puenktlich 5 vor 12 ausgecheckt, unser Gepaeck im Hotel deponiert, machten wir uns auf die Suche nach einem neuerlichen Taxi, das uns zu den heutigen 2 Besichtigungspunkten mit den Doerfern QING MAN und SHI QIAO fuehren sollte. Es galt ein weiteres Mal, mit einem Taxifahrer den preislichen Rahmen abzustecken. Dadurch, da ich nicht genau wusste, wie der Streckenverlauf ist und wieviel Kilometer zu berechnen waren, schlug ich vor, uns erst einmal nur bis zum ersten Dorf, Qing Man, zu fahren. Fuer angebliche 45 Kilometer sicherte ich ihm 80 Yuan zu, muesste er den Rueckweg vielleicht zufaellig auch noch allein zuruecklegen.

Heute wurde an der Strasse nach Qing Man gearbeitet. Fuer die Strassenraender, die

anschliessend die neu Bitumschicht halten sollten, wurden die benoetigten Granitsteine aus dem direkt angrenzenden Gestein herausgesprengt. Somit war die Strasse fuer einige Stunden nicht passierbar. Es musste gewartet werden, bis die herausgesprengten Granitsteine ausreichend zerkleinert werden konnten, um sie abzutransportieren. In diese Wartesituation kamen wir. Auf das Risiko hin, vielleicht zu lange warten zu muessen, schlug ich vor, unseren Taxifahrer hier zu entlohnen. Und jetzt kam die Ueberraschung fuer uns und dann auch fuer ihn. Von den anwesenden Bauarbeitern erfuhr ich beilaeufig, das man den Rest der Strecke gut zu Fuss gehen kann, es waeren nur noch fuenf Kilometer bis nach Qing Man. Mein Tachostand-Gedaechtnis rechnete mir gefahrene 20 km aus. Der Taxifahrer jedoch war sich seiner  Sache immer noch sehr sicher und verlangte 70,- Yuan fuer diesen Abschnitt. Er bekam gar nicht mit, wie er seine guten Karten mehr und mehr verspielte. Anstatt mit mir fair zu handeln, blieb er auf seinem Geldanspruch sitzen. Ich stellte ihn zur Rede, wie er auf seinen Preis kam. Ich machte ihm seinen „Irrtum“ klar und sagte ihm auch, dass er jetzt fuer seine gefahrenen 20 km insgesamt genau 40,- Yuan von mir erhaelt. Anstatt mich verstehen zu wollen, wurde er dagegen immer lauter und ungemuetlicher. Langsam wurde mir sein Spiel zu bunt. Jetzt selbst sehr dringlich verlangte ich von ihm, dass wir uns unter vier Augen unterhalten werden und nicht vor den anderen, wo er staendig versuchte sein Theater zu wiederholen. Ich weiss nicht, was er in diesem Augenblick dachte, als ich ihn lautstark vor den anderen aufforderte, hierher zu mir zu kommen. Er wurde sehr kleinlaut. Ganz dicht bei mir stehend sagt ich ihm ein letztes Mal ganz in Ruhe meine Version von Fairness und forderte 10,- Yuan von ihm, um ihm dann meinen 50,- Yuan-Schein zu reichen. Ich traute ihm nicht. Anschliessend sein Gesicht vor den anderen bewahren wollen, zerriss er in meinem Beisein diesen Schein. Ich hatte mich aber schon zum Gehen umgedreht und ignorierte sein Tun, da ich wusste was jetzt kam. Er sah keine Reaktion von mir, ich dagegen nahm aus meinem Blickwinkel wahr, wie er daraufhin das Geld wieder einsammelte, flogen die Geldschein-Schnipsel schon durch die Gegend. Ich konnte nur schmunzeln und ging mit Juan weiter. Ich glaube, dieser Mensch hat nicht nur in meinen Augen sein Gesicht verloren, denn so kenn ich die Chinesen nicht. Die sehr sensiblen Chinesen wussten selbst, was sie von diesem Herren zu halten hatten. Sie blieben aus gutem Grund unbeteiligt. Im Gegenzug bot man mir fuer die Ruecktour Hilfe an, was mir als eine geschickte  Antwort erschien, wollte man seinen Landsmann nicht blossstellen.

 

Stunden spaeter nach unserer Dorf-Besichtigung mit seiner Papierhersteller-Tradition:

 

....... Unser Rueckweg gestaltete sich ein wenig problematischer als erwartet. Unser 2.Taxifahrer, der uns durch Shi Qiao begleitete, hatte wahrscheinlich nach seinem Abendessen kein starkes Interesse mehr , sein heutiges Supergeschaeft mit uns nochmal aufzuwerten. Urspruenglich hatten wir uns in Qing Man verabredet. Aus seinem “Anrufen sollen” wurde ein “Vielleicht”….und wenn ein Chinese sagt “Vielleicht”, dann meint er 100 pro “Nein”…!

Wir machten uns auf den Weg, ...zu Fuss. In der Hoffnung, dass uns jemand mit einem fahrbaren Untersatz einholt, gingen wir gemuetlich die Strasse zurueck, um nicht in diesem Dorf in die Abendkaelte hinenzuwachsen. Lange mussten wir nicht warten. Ein Kleinbus nahm uns fuer die naechsten 10 Kilometer mit. Aufgrund der Eiseskaelte und ohne unsere Kopfbedeckung schlugen wir freundlich das Angebot der dort wartenden Motorbiker ab, uns fuer wenig Geld bis nach Kaili zu bringen. Aber eine andere, vollkommen von mir ignorierte Hilfeleistung war im Anrollen. Auch ohne meinen Arm zu heben haette dieser LKW-Fahrer angehalten. Es war ‘der’ Bauarbeiter, der uns bei diesem Disput mit dem Taxifahrer die Rueckfahrt anbot. Er war sehr freundlich und hielt uns gut im Gespraech fuer die letzten 30 Minuten bis zum Bahnhof. Zudem kam er auch nochmal auf dieses Geschehnis zu sprechen und fragt Juan, ob ich denke, dass sie, die Kaili’er alle so sind…? Ein freundlicher Blick meinerseits reichte ihm. Ich wollte ihm zum Abschluss wenigstens die Spritkosten erstatten. Aber ich wusste auch hoeflich zu reagieren um sein sehr freundliches  dringliches Abschlagen. Wir hatten uns verstanden. Tolle Geste !!! Dieser Stolz von ihm war mir sehr angenehm !

 

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