Das Dorf Jiang Tou Cun        

aus der Zeit der Ming-Dynastie

In der nahen Umgebung von Guilin gibt es viele kleine Doerfer, die bisher ihre Geschichte vor dem sanften Zugriff des Tourismus bewahrt haben. Viele Gebaudekomplexe stammen aus der Zeit der Ming- und Qing-Dynastie, zeigen die hohe Kunst des Handwerks in vielen Bereichen der Holzbearbeitung an Fenster und Tueren, an Dachgiebeln, Stuetzbalken, Terrassenueberhaengen, Moebelstuecken, Schmuckgegenstaenden, die der Verzierung des Wohnraumes andachten. Malereien, die filigran und farbenpraechtig wie eh und je in der chinesischen Kunstform zu finden sind, verzieren je nach Witterungseinfluessen noch heute Tueren und Fenster. Auch die Steinmetzkunst weist  hervorragende handwerklich geschickte  Faehigkeiten aus der damaligen Zeit vor. Zugleich erlebt man immer ein Stueck Naehe mit der alten Wohnkultur, ihren typischen Anordnungen im Gebaeudekomplex, mit ihrem zentralen Lichthof und den quadratisch angeordneten Wohnhauesern, in denen sich das traditionelle Leben der Menschen nach wie vor abspielt. Und immer wieder erkennt man das in der chinesischen Architektur benutzte Viereck, das in vielfaeltigen Spielformen besonders bei der kunstvollen Fenstergestaltung verwendet wird. Aber auch eine andere geometrische Form findet sich ab und an wider, die des Dreiecks. Teils als Verzierung, teils als stabile Verstrebung werden gerne entsprechend der chinesischen Mythologie u.a. Tierschnitzereien  verwendet. Gern verwandte Motive sind Blumen, die oft  Tuerflaechen zieren (Fotos 2,3,4) als halbplastische Schnitzereien. Halbplastische Elemente wurden z.Bsp. schon zur Zeit der noerdlichen Wei-Dynastie im 5 Jahrhundert  in den buddhistischen Grottenanlagen verwendet, gaben sie den dargestellten Figuren mehr Lebendigkeit und Ausdruckskraft. Feinste filigrane Arbeiten beeindrucken heute die Touristen in diesem Dorf und zeugen  von einer geschmackvollen Handarbeit.

 

Ein solches von mir am letzten Wochende besuchtes Dorf heisst Jiang Tou Cun  und liegt 33 Kilometer noerdlich von Guilin entfernt. Mit einem einmaligen Umsteigen erreicht man dieses kleine versteckte Dorf in gut einer Stunde Fahrzeit und einem kleinen letzten Fussweg von 10 Minuten. In der 12 km noerdlich von Guilin  gelegenen Stadt Ling Chuan  steigt man an der grossen Ampelkreuzung aus dem „Volks-Bus“ aus und  wartet auf der gegenueberliegenden Seite an der Strasse Tang Xia Lu Kou auf den Bus nach Jiu Wu Stadt, der die 'fehlenden' 21 km nach Westen weiterfaehrt. Fuer diese Fahrt zahlt man etwa 5 Yuan von Guilin bis zum Dorf Jiang Tou Cun. In Fahrtrichtung geht es von dem Jiu Wu Staedtchen zu Fuss weiter geradeaus und laesst die nach links abbiegende Hauptstrasse nach ca.500 Meter auch links liegen und geht  direkt auf das Dorf zu. Kurz vor dem Erreichen dieser auffaelligen Bauten mit ihren eigenartigen Dachaufbauten lauft man zur rechten Hand an einer alten Steinbogenbruecke mit einer danebenstehenden kleinen Steinpagode vorbei. Gleich anschliessend auf der linken Seite steht man vor dem Ahnentempel (Foto 2) einer grossen Familie dieses Dorfes, der allein schon die Fahrt bis hierher Wert ist . Viele wunderschoen gestaltete alte Wohnkomplexe schliessen sich nach dem Hauptgebaeude an. Die freundlichen Menschen gewaehren den  Besuchern sehr gerne Einlass in ihre privaten Gemaecher (Fotos 2,3) , zeigt sich doch auch in ihren Gesichtern berechtigter Stolz auf ihr Familienerbe. Wie oben bereits erwaehnt, steht man besonders beeindruckt vor den vielen kustvollen  Vorderfronten (Foto 2 im Einlassbereich der Wohnhoefe mit ihren ebenso gestalteten Fenstern, ihren unendlich kleinen schmuckvollen Holzverzierungen  (Fotos 2,3,4,5,6), vereinzelten Steintafeln, Wasserpumpen (Foto 2), rechteckigen Steinbrunnen, Wege  zwischen den Haeusern aus unendlich vielen kleinen Steinen mit in Abstaenden immer verschiedenen schoenen Motiven (Fotos 2,3).

 

...zurück