Fuer die heutigen 128 Kilometer von Rongjiang nach Leishan haben wir fast 5 1/2 Stunden benoetigt. Abgerechnet die Mittagspause und die zwei weiteren kleinen Stops sind wir fast 5 Stunden lang nur serpentinenartig gefahren, bzw. in etwas hoeherer Berglage aus den Schlaengelfahrten, fast einem Wellengang gleichend, nicht mehr herausgekommen. In Rongjiang gegen 10:40 Uhr gestartet, hatten wir in Leishan gegen 16:00 Uhr wieder festen Boden unter den Fuessen. Kurz den Busbahnhof ausfindig gemacht, um zu erfahren, wann die Busse nach Xijiang fahren. Beruhigenderweise fahren diese ab 8:20 Uhr regelmaessig fast alle 60 Minuten. Wir entschlossen uns fuer den um 10:30 Uhr, um nicht ganz so zeitig raus zu muessen. Diese Fahrt nach Xijiang kostet 10,- Yuan p.P. fuer 37 Kilometer.
Da wir nun noch etwas Zeit hatten, fragten wir bei den Taxifahrern nach Sehenswertem in der naeheren Umgebung. Wir liessen uns gerne zu einer Fahrt ueberreden, in ein Dorf, knapp
Leishan, 28.12.2007
Den Morgen in Ruhe geniessend, sitzen wir im kleinen Busbahnhof. Gestern noch erhielten wir die Info, dass unser Bus nach Xijiang um 10:30 Uhr abfahren wuerde...heute zeigt mein Ticket 11:30 Uhr. Auf solche Verzoegerungen muss man sich einfach einstellen. Die Entfernungen sind gross, die Strassen sind nicht immer Technik-freundlich, so dass Ausfaelle durchaus normal sein koennen. Da die Chinesen pragmatisch veranlagt sind und nach vorn schauen, wird erst dann in den Motorraum geschaut, wenns noetig wird. Dann kann schon mal ein groesserer Ausfall damit verbunden sein. Der Einsatz des Busverkehrs ist enorm. Regelmaessig fahren neue und aeltere Modelle in alle Himmelsrichtungen, was natuerlich eine derartig disziplinierte regelmaessige technische Wartung der Fahrzeuge unter den jetzigen Bedingungen fast unmoeglich macht. Da der naechste, wie gesagt bereits eine Stunde spaeter faehrt, ist es uns fast egal. Es ist uns egal. Die Zeit ist mit uns...und ich beobachte die ankommenden und abfahrenden Menschen. Die Miao-Frauen haben sehr unterschiedlichen Kopfschmuck.Teils haben sie farbig aehnelnde Handtuecher um ihr Haar gewickelt, als wenn sie gerade aus dem Badezimmer kommen. Wieder andere haben ihr Haar hinten zusammen gesteckt und mit einer schmuckvollen Haarnadel zusammengehalten. Andere wiederum haben ihr hoch gestecktes Haar mit einer schoenen Blume geschmueckt. Das sieht bei den Frauen sehr anmutig aus.
So was, wie europaeische Fussgaengerzonen oder einem chinesischen grossen freien Platz gibt es nicht. Ebenso sind Restaurants oder gar Cafe’s gaenzlich unbekannt.Leishan ist eine betriebssame kleine Stadt mit vielleicht 30.000 Einwohnern. Die Taxen fahren hier fuer ganze 2,- Yuan innerhalb der Stadt von A nach B. Ein gutes Hotel gibt es, in dem man guten Tee trinken kann. Aber um diese Jahreszeit mochten wir nicht allein in dem riesigen Raum ungeheizt sitzen, zumal die Preise ebenfalls Sternegerecht waren. Es scheint erst wieder so richtig lebendig zu werden, wenn das Neujahrsfest vor der Tuer steht.
Die Lushengspieler habe ich diesmal in Zhaoxing gaenzlich vermisst. Zwar standen ab und an einige in der Naehe der Trommeltuerme, aber die herausfordernden Klaenge blieben aus. Ich weiss noch wie heute, ich war mit Beatrix, der Schwedin unterwegs in die bluehenden Reisterrassen in Richtung Jilun, als wir diese hornaehnlichen Klaenge vernahmen. Wir wussten von Jonny, dem sehr gut chinesisch sprechenden Amerikaner, dass um 13 Uhr ein Konzert stattfinden sollte, irgendwo in Zhaoxing. Konnten uns aber ueberhaupt nichts unter diesem vorstellen. Wir sind schnellen Schrittes wieder runter ins Dorf, um uns ueberraschen zu lassen. Es war ein bizarres Bild, das sich uns bot. Festlich gekleidet in ihren traditionellen Kostuemen, alle im selben dunkelbraunlila glaenzenden Farbton, standen die maennlichen Dorfbewohner mit ihren Instrumenten unterschiedlicher Groesse in zwei Gruppen zu jeweilis vielleicht 25-30 Spieler frontal gegenueber. 25-30 auf der linken Seite, 25-30 auf der anderen Seite. Mit starken Oberkoerper-Auf- und Abwaertsbewegungen begann die eine Gruppe zu spielen. Waehrend sie gerade mit der Oberkoerper-Abwaertsbewegung beim Ausblasen des einen tieferen Tones waren, begann die andere Gruppe. Die eine war in der Aufwaertsbewegung, die andere in der Abwaertsbewegung. Staendig das Mundstueck im Griff, gibt es beim tiefgebeugten Ausatmen einen tieferen und bei der Aufwaertsbewegung, dem Einatmen einen hoeheren Ton. Ein gigantisches Schauspiel, das bei hoechstem sportlichen Einsatz zu einem Wettkampf beider Gruppen ausartete. Cirka eine Minute lang dauert dieser kraftvolle Akt, dann heben beide Parteien zur Entspannung oder zum Gruss ihre Instrumente hoch, warten einen Moment und der naechste schwungvolle Akt beginnt. Das zieht sich dann ueber ca. 5-7 Minuten hin. Alles bleibt stehen, ganz Zhaoxing schaut von Nahem oder aus der Ferne dem zu, was nicht zu ueberhoeren ist. Kein Auto hat eine Chance...kein Hupen ist zu vernehmen. Alles ist gebannt von dieser Spanneung in der Luft ueber Zhaoxing. Es gibt unterschiedliche Groessen von diesen Instrumenten mit selbstverstaendlich unterschiedlichen Tonlagen. Grosse, bis zu 3 oder 4 Meter hoch, kleine, die einem Saxophon gleichen. Nach 10 Minuten ist dieses Schauspiel an dieser Stelle beendet und man zieht unter feierlicher Athmosphaere und dem Beifall aller Nahestenden langsam weiter zum naechsten Trommelturm, wo schon die naechste Auffuehrung wartet. Es war ein schoener interessanter Nachmittag, an dem nicht ein einziges Mal das Haemmern der alten Frauen zu vernehmen war. Wer nicht mit dem Haushalt zu tun hatte, der sorgte dafuer, dass alles bedacht wurde fuer die Hochzeitsvorbereitungen, fuer den Festgang zum Haus des Braeutigams. An alles musste gedacht werden, aehnlich wie bei der Geburtstagsfeier des Nachwuchses in Chengyang um diese Zeit. Eine bis zu
Unterkunft fanden wir an diesem Abend in dem Haus einer ganz normalen Miao-Familie. Eine junge Verkauferin kam auf uns zu, war freundlich, wir waren freundlich. So sprach sie uns an und wir liessen uns auch nicht allzu lange ueberreden, die angebotene Unterkunftsmoeglichkeit anzunehmen. In dem Haus gibt es einen zentralen Wohnraum, der gleichzeitig als Aufenthalts- und Essensraum angedacht ist. Inmitten des Zimmers steht ein kleiner Eisenofen, der fuer die wohlige Waerme sorgt.
Fuer die eine Nacht mit ein wenig verhandeln zahlten wir 25,- Yuan fuer das Zimmer. Hier in Xijiang findet man jederzeit ein Zimmer, auch wenn die Gaestehaueser keinen mehr aufnehmen koennten. Viele der Einwohner sind geschaeftstuechtig genug, um in ihren grossen Wohnhaeusern einen Gaesteraum anbieten zu koennen. Ein aelteres Youth-Hostel, eins der wenigen ueberfluessigen Steinbauten in diesem Dorf, bietet ebenfalls normalen ausreichenden Komfort.
Wahrscheinlich stammt dieser Bau aus einer Zeit, als man hier den auslaendischen Touristen die Holzhaus-Variante nicht zumuten wollte. Zudem wird wohl erst etwas spaeter bei Erlangung einer gewissen Popularitaet von Xijiang der Staat die Hand draufgehalten haben, um den traditionellen Holzbauten-Charakter dieses interessanten Dorfes aufrecht zu erhalten. Man sieht mittlerweile sehr viele neue Gaestehaueser im traditionellen Baustil, die diese Vermutung bestaetigen koennten.
Das Zimmer fuer 20,- Yuan die Nacht ist ausreichend eingerichtet...Fernseher, Heizdecke, und Warmwasser aus Wand, zwar um die Ecke, macht aber nichts. Wer hierher faehrt, der stellt sich darauf ein...ansonsten sollte man wirklich zu Hause bleiben.