Ein bisschen spielte der Zufall mit, dass wir ausgerechnet an diesem Tag mit Liangjiang einen Ort in der Naehe von Guilin besuchten, der eng mit dem 7.Juli 1937 zusammenhaengt. Vor 71 Jahren kam es an der Brücke von Lugouqiao bei Peking zu einem „Zwischenfall“, der der Ausloeser fuer den zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg sein sollte.

Um den Sachverhalt naeher zu beschreiben, moechte ich gerne den kurzen Auszug von Wikipedia darbringen:

„Japanische und chinesische Soldaten lieferten sich 15 Kilometer südwestlich vom Pekinger Stadtkern an der Marco-Polo-Brücke (auch Lugou Qiao nach der chinesischen Bezeichnung) über den Yongding-Fluss an diesem Tag ein Feuergefecht.

Auslöser für den Zwischenfall war, dass die japanische  Guangdong-Armee, die für zahlreiche Zwischenfälle mit der chinesischen Armee verantwortlich war, einen ihrer Soldaten vermisste, Einlass in die chinesische Garnisionsstadt von Wanping verlangte und drohte, sich diesen ansonsten mit militärischem Zwang zu verschaffen. Dies wies die Kuomintang-Verwaltung der Stadt aber zurück.

Beide Seiten beschuldigten sich, den ersten Schuss abgegeben zu haben. Tatsache ist, dass die japanische Armee sich mit militärischen Mitteln den Zugang erkämpfte. Nach einem Ultimatum beschoss die Artillerie Wanping ab Mitternacht des 8. Juli und japanische Panzer rückten über die Brücke vor. Mit nachgerückter Unterstützung konnten die Chinesen am nächsten Tag die Brücke komplett zurück erobern. Daraufhin bot die japanische Seite Verhandlungen an.

Zwei Tage nach der Verlustmeldung tauchte der vermisste Soldat wieder auf, und die Japaner setzten die chinesische Seite davon in Kenntnis. Die Chinesen gingen davon aus, dass die Aktion nun als abgeschlossen galt. Die Japaner verpflichteten sich, Peking und Tianjin nicht zu erobern, wenn die Kuomintang sich zu folgenden Maßnahmen verpflichtete:

  • Die Kuomintang musste alle antijapanischen Bewegungen und Organisationen unterbinden.
  • Die Kuomintang musste die volle Verantwortung für den Zwischenfall übernehmen.
  • Song Zheyuan, Kommandant der 29. Armee, die die Region verteidigte, musste sich persönlich entschuldigen.

Der verhandelnde General der 38. Division Zhang Zizongerklärte sich zu den ersten beiden Punkten bereit, wollte jedoch nicht für Song entscheiden und reiste ab. Daraufhin eröffneten die Japaner einen Angriff auf Peking , dem die chinesischen Verteidiger nichts entgegen zu setzen hatten. Am 29. Juli kapitulierte Peking und einen Tag später Tianjin.

Die Japaner setzten ihren Vormarsch von Norden und Süden in China fort und auch die Nationalregierung unter Chiang Kai-shek erklärte am 7. August den Japanern den Krieg.

 

In Liangjiang, dem urspruenglich 1000 Jahre alten Dorf befindet sich die Residenz von Li Zongren. Er war chinesischer General und Politiker zur Zeit der Kuomintang. Mit seiner Gruppe von Kriegsherren, die die Provinz Guangxi beherrschten, war der chinesische General einer der grossen Stuetzen fuer den erfolgreichen Nordfeldzug von Chiang Kai-Shek gegen die Warlords zwischen 1926 und 1928.

 

Der chinesischen General, der sich aktiv und sehr erfolgreich am Widerstand gegen die Japaner im Widerstandskampf von 1937 bis 1945 beteiligte, wurde am 28. April 1948 durch die Nationalversammlung der Republik China zum Vizepraesidenten gewaehlt. Als im Januar 1949 Chiang Kai-Shek aufgrund der Niederlage gegen die Kommunisten als Praesident formell zuruecktrat, wurde Li Zongren amtierender Praesident von China.

Der neue Praesident bemuehte sich um Verhandlungen mit den Kommunisten, die jedoch bei Chiang Kai-Shek auf Widerstand stiessen. Da Chiang weiterhin die politischen, wie militaerischen Faeden in den Haenden hielt, kam es zu keinen Verhandlungen mit den Kommunisten. Der Zwiespalt zwischen Chiang Kai-Shek und Li Zongren wurde groesser und es entwickelte sich Rivalitaet zwischen den beiden.

 

1949 floh die Regierung der Republik China nach Taiwan, waehrend Li Zongren in die USA flog, um sich dort medizinisch betreuen zu lassen. Mit dem US-Praesidenten Truman nahm er als offizieller Repraesentant der Republik Chinas Kontakt auf und bezeichnete im anschliessenden Gespraech Chiang Kai-Shek als Diktator und Usurpator. Chiang’s Einfluss war gross genug, um im Jahr 1950 Li Zongren von allen Aermtern zu entheben. Dies war der Zeitpunkt, ab dem Li mit den Kommunisten intensiveren Kontakt pflegte. Li Zongren kehrte mit Hilfe von Zhou Enlai im Juli 1965 zurueck nach China. In einer anschliessenden Zusammenkunft mit Mao Zedong weist dieser ihn darauf hin, dass wir alle, die ins Ausland gegangen sind und nun zur Rueckkehr bereit sind, begruessen.

Am 13. Januar 1969 starb Li Zongren, der ein gebuertiger Guiliner war, im Alter von 79 Jahren in Nanjing.

 

Wie erwaehnt fuehrte uns der Zufall in diese Gegend um den 7. Juli. Die stark im Qing-dynastischen Stil erbaute Residenz wurde in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts errichtet. Von hier aus zog er die Faeden als Provinz-General.