Ping’an am 21.05.2008

 

14 Tage bevor die Terrassenlandschaft um Longsheng gewaessert wird, um mit dem Reisanbau zu beginnen, zog mich ein besonderer Anlass in diese exotische Gegend, welche ich die letzten Male im August und September 2006 besuchte.

 

Unmittelbar, nachdem meine Gaeste am 12. Mai Chengdu erreichten, setzte ein sehr starkes Erdbeben der Staerke 8.0 alle Flugreisenden fuer 3 Minuten in einen traumatischen Zustand. Was fuer eine Katastrophe dieses Erdbeben verursachte, wurde Vielen erst am darauffolgenden Tage klar, nachdem die Medien ausfuehrlich von diesem traurigen Ereignis rund um die Uhr berichteten. Nachdem wir mit einigem Glueck unsere Gaeste relativ schnell aus dem immer wieder mit Nachbeben betroffenem Gebiet herausgebracht hatten, war es fuer mich schon wichtig, sie nach diesen Erlebnissen selbst zu begruesse, um auch Einiges in Erfahrung zu bringen, was ein Telefonat nicht hergeben wuerde.

Wir nutzten die gemeinsamen 48 Stunden fuer ein wenig Sackenlassen der aufgewuehlten Emotionen um den 12. Mai 2008.

Am 21. Mai begruesste ich beide Familien sehr herzlich in ihrem etwas abgelegenen Gaestehaus in Yangshuo. Nach dem aufregenden Tagen war die Abgeschiedenheit vom touristenturbulenten Ort genau die richtige Wahl, ein wenig Ruhe zu finden.

Mit einem kurzen Stop an den Teeplantagen und einer entsprechenden Tee-Zeremonie erreichten wir zusammen in knapp 4 Stunden die Longji-Reisterrassen um Ping’an, einem Dorf der Zhuang-Minderheiten im Gebiet von Longsheng. Es ist noch keine Hauptsaison. Die riesigen Touristenschwaerme werden erst fuer die naechsten Wochen erwartet, wenn dann auch die Reisterrassen voll unter Wasser gesetzt worden sind und die Bauern mit der Bepflanzung ihrer Felder beginnen. Nur gelegentlich sieht man vereinzelt die Anwohner knoecheltief in ihren Reisterrassen stehen und die Seitenwaende vom winterlichen Bewuchs mit dem Spaten befreien, damit die Terrassenwaende nach dem Bewaessern ihre Festigkeit behalten.

Vielleicht in 2-3 Wochen, nachdem die Regenzeit ein Ende findet, sieht man die Touristen wieder, einem Ameisenvolk gleichend, die vielen kleinen Wege durch Ping’an ziehen, bis hin zum immer stark frequentierten Aussichtspunkt 2. Wie ein buntes Band schlaengelt sich dann auf dem Terrassenweg der Strom der Neugierigen weiter zum knapp 10 Minuten entfernten Aussichtspunkt 1. Es ist ein lohnender kleiner Ausflug, bei dem einfach die vielen Anreisenden nicht stoeren...jeder bekommt ungestoert sein Motiv auf die Linse...na fast jedenfalls...

Als Alternative zu dieser insgesamt 50 minuetigen Wanderung vom Aussichtspunkt 2, direkt ueber dem Lan Yue Ge-Gasthaus gelegen, zum Aussichtspunkt 1 und zum Dorf wieder zurueck, kann man eine Wanderung zum ueber 700 Jahre alten Zhuang-Dorf Longji machen. Bequem erreicht man dieses urbelassene Dorf in ruhigen 30 Gehminuten. Ueber drei leichte Bergkaemme besichtigt man damit nicht nur eines der aeltesten Zhuang-Doerfer im Gebiet der weltgroessten zusammenhaengenden Reissterrassenfelder um Longsheng, sonder auch einen der aeltesten Abschnitte der Terrassenkultur mit seinen ueber 800 Jahren Geschichte.

Der Anbau hier in dieser Gegend unterscheidet sich von der jahreszeitlichen Gestaltung erheblich von dem z. Bsp. in den flachen Gebieten um Guilin oder Yangshuo. Waehrend in den tiefer gelegenen Anbaugebieten eine zweimalige Reisernte moeglich ist, laesst die bergige Gegend hier in knapp 1100 Meter ue.d. M. nur eine Jahresernte zu. Auf ueber 880 Meter ziehen sich die Terrassenfelder an den Berghaengen hinauf, die  sehr naturbelassen angelegt worden sind.  Je nach Verlauf der Regenzeit werden die Felder Ende Mai, Anfang Juni bestellt. Die wunderschoen Phase der unendlichen Wasserspiegel erlebt man bis zur Mitte, Ende Juni. Danach stehen die Felder bis zum Ende August im saftigen Gruen. Die gelbe, reife Phase erlebt man hier in Ping’an bis zum Ende der Herbstferien der chinesischen Bevoelkerung zum Ende der 1. Oktoberwoche. In den umliegenden Gegenden rund um Ping’an wird bereits Mitte, Ende August geerntet.