Xijiang, 28.12.2007   

 

Wir hatten unverschaemtes Gluck, die ganzen Tage schon mit dem Wetter...dass uns kein Regen ereilte..., und nun mit dem Moment des Sitzens im Hostel, um uns beim Kaffe nur kurz aufzuwaermen, als eine grosse Gruppe festlich gekleideter Miao-Frauen an unserem Fenster vorbeizogen zum Festplatz. Als dem vielen schmuckvollen netten Geklimper die Herren mit ihren mir liebgewordenen Instrumenten folgten, wurde ich unruhig. Schnelles Bezahlen und ihnen hinterher geeilt, schnell noch volle Batterien in das Blitzgeraet geworfen und dann standen wir schon in guenstiger Position. Es war ein kurzweiliges Programm, das sehr ansprechend war. Elegante Miao-Taenzerinnen mit schoener leicht beschwingter Musik zur Untermalung erinnerten mich an das Ballett von Tschaikowski. Es sah sehr anmutig aus. Und schoen waren sie obendrein, mit leichten gefuehlvollen zarten, fast versteckten vogelartigen Handbewegungen und passenden trippelnden Schritten. Sie trugen einen sehr schoenen Tanz vor, begleitet von einer  passenden...niedlichen Musik.

Im Anschluss sangen die alten wuerdevollen Herren (Fotos 2,3), die schon vorher, als sie noch Unbeteiligte am Strassenrand waren, mein Interesse weckten. Das hat mich sofort an meinen Besuch im Februar in Chengyang...diesem Dorf Dazhai erinnert, als ich das Glueck hatte, einem Maennerchor beizusitzen, der sich beim Gesang mit leichten Tanzschrittfolgen im Kreis begleitete. Es war ein leichtes Aufstampfen bei jedem zweiten kraeftig zur Kreismitte wiegendem Schritt, der zum Gesang einen schoenen dumpfen Ton in diesem Holzgebaeude hergab. Das sind Momente, Eindruecke, die man nie vergisst...die ich nicht vergessen werde. Es war spannender, ihren Tanz in der Vorbereitung auf das Fest zu sehen. Immer wieder stoppten sie ihren Einsatz, diskutierten freundlich ueber bestimmte Liedpassagen und begannen von neuem. Es war neben der ernsthaften Probe auch ein sehr entspanntes gemuetliches Beieinander mit vielen schmunzelnden Einlagen, da der eine oder andere an einer bestimmten Stelle vielleicht aus der Rolle fiel. Aber es war auch interessant ihr trotzdem sehr ernsthaftes Bemuehen um einen guten Ton oder eine Schrittfolge  fuer die Auffuehrung am Nachmittag. Ich war am Nachmittag mit den beiden Pankowern, die ich hier in Chengyang getroffen habe, ein zweites Mal am Trommelturm. Nun fuehrten Sie ihren Tanz unten auf dem klanglosen Sandboden vor, alle in festlichen Kostuemen. Jetzt fehlte leider der schoene dumpfe Ton des kraftvollen Auftretens auf dem Holzboden. Diese „Begleitung“ hatte sich bei mir fest ins Gedaechtnis gepraegt.
...wieder Xijiang...Das Spielen der unterschiedlich grossen
Lusheng-Instrumente war nur kurz, aber mir sehr vertraut...es war einfach nur gut, sie in der aehnlichen Spielweise wieder zu hoeren...!!
Die Reise nach Xijiang ist wirklich eine wert, egal, welche Geschmacksrichtung man von zu Hause mitbringt...

Hier wird man von einer sprichwoertlich malerischen Landschaft ueberrascht, die nicht gleichzusetzen ist mit dem malerischen einer abgestochenen Reiseprogrammbeschreibung, in der automatisch der Wortschatz oft auf ein geringes reduziert wird und teils nicht den Tatsachen entspricht. Gleichsam erlebt man hier eine wunderschoene Baukultur, eine Harmonie von Natur und Mensch mit ihrem Schaffen.

Obwohl die Witterung nicht optimal ist, spielt das Wetter mit uns. Vom jahreszeitlich zu erwartenden Regen blieben wir verschont. Nur manchmal, wenn die Wolken sehr dicht ueber die Bergkante daher schwebten, musste ich schon mal einen Blick in meine Linse werfen, ob diese noch frei ist. Das, was wichtig fuer mich ist, einen Eindruck von diesem Landstrich zu bekommen, hat mich erreicht und sehr zufrieden gemacht.

 

 

Vor fast einem Jahr befanden wir uns in Lijiang zum Jahresausklang. Hier in Guizhou werden wir uns dann in Guiyang, der Provinzhauptstadt, einen Cake-shop suchen und mit einer Tasse Kaffee dem Neuen Jahr entgegensehen.

 

Xijiang, 29.12.2007

13:17 Uhr, sind gerade mit dem Mittagessen fertig geworden. Mifen nach Xijiang’er Art des Hauses...schmeckt gut, vielleicht nicht ganz so pikant wie das Guiliner Leibgericht. Gestern abend sind wir nach einem kurzen Bummel zeitig bei unseren Gastgebern eingekehrt. Hier in Xijiang ist ab dem Einbrechen der Dunkelheit tatsaechlich nur mit Taschenlampe etwas zu erkennen. Strassenbeleuchtung moechte man hier in Xijiang nicht haben. Es bricht die Tradition, man hat Respekt davor, einem untypischen Dorfleben gleichgesetzt zu werden, was Touristen abschrecken koennte.

Unsere Familie war gerade um den schonen warmen Eisenofen versammelt und wartete jeden Augenblick auf das Abendessen. Die gesamte Familie war versammelt, die Eltern der drei Kinder und die beiden Alten.

Solange wir konnten und durften, hielten wir uns im Warmen auf. Nach dem Essen ging die Familie zum Fernsehabend rueber ins Nebenzimmer.

Wir befragten die Alten, was es so Wissenswertes ueber ihr Heimatdorf zu erzaehlen gibt. Sie sagten uns, dass die Geschichte von Xijiang bis in die Zeit der Han-Dynastie nach der Jahrtausendwende zurueckverfolgen laesst. Die ueberlieferte Geschichte besagt, dass zur damaligen Zeit drei Brueder dieses Dorf gegruendet haben.

Gegen 21:30 Uhr waren wir beide jedoch so muede, dass wir uns furchtvoll in unseren mit Kuehlschranktemperatur durchzogenen Zimmer zurueckzogen. Nur der Schuhe entledigten wir uns aus Hoeflichkeit dem Gastgeber gegenueber. Alles ueberlebensnotwendige wurde wirklich angelassen.
Um 2:00 Uhr morgens war die Nacht vorbei. Irgendetwas liess uns putzmunter erscheinen. Juan musste nochmal essen und ich in die eisige Finsternis nach einem sicheren Toilettenstand suchen. Es war so dunkel, dass selbst mein Handylicht wie ein Scheinwerfer blendete.
Sofort, als wir sehr zeitig am Morgen munter waren, gab es ein zuegiges Gymnastikprogramm, indem wir schnellen Schrittes zum Warmwerden unser gestern entdecktes Mifen-Restaurant aufsuchten.

Wir wollten heute den Empfehlungen unserer aelteren Herrschaften des Hauses folgen und liessen uns von einem Jungen fuer ein gutes Taschengeld auf den Weg zu der Aussicht ueber die Reisterrassenlandschaft bringen. Er lief mit uns zu einem Aussichtspunkt, der nach beiden Seiten einen wunderschoenen Ueberblick versprach... links ueber die Haeuserburg und rechts die weite Terrassenlandschaft, die unendlich dem Fluss folgte, der in dem morgendlichen Dunst irgendwann verschwand. Die meisten  der wunderschoen  ungeordneten Reisfelder lagen brach, standen aber aufgrund der letzten Regentage voll im Wasser, was uns einen hervorragenden Anblick verschaffte.

Es lohnt sich dreimal, einen guten Halt hier in dieser Gegend zu machen.

16:33 Uhr. Unser Ausflug auf die andere Dorfseite ist beendet. Wir waren auf der Suche nach einem hoeher gelegenen Weg, um die Reisterrassenfelder von der gegenueberliegenden Seite besser sehen zu koennen. Leider verhindern die in regelmaessigen Abstaenden vorstehenden Bergruecken ein Weiterklettern, da die Mulden zwischen ihnen nur mit Feldern ausgefuellt sind, die keine Querverbindung zum naechsten haben. Man muss also am Fuss des Berges entlang laufen und da ist natuerlich der Ueberblick verschwunden.

Der Gang am Vormittag war die bessere Alternative fuer  die Umgebungsbesichtigung. Hier haette man auch leicht dem weiteren Weg ueber die Berge folgen koennen, um sich dort ein wenig mehr umzuschauen.

Auf jeden Fall laden die Terrassenfelder besonders zur angenehmen Jahreszeit zu einem ausgiebigen Spaziergang ein. Wenn es schon zu dieser interessant ist, wie moegen dann die Felder zur zweiten Ernte um das Neujahrsfest mit ihren vielen Farben erst ausschauen...?

 

Xijiang, 30.12.2007

Wir wollten Xijiang in Ruhe ausklingen lassen, beschlossen deshalb, heute abzureisen. Ausgeschlafen, gestaerkt mit Mifen J gingen wir gemuetlich zum Busbahnhof. Gestern hatten wir immer noch hin und her ueberlegt, wie wir uns die Besichtigung der wunderschoenen Landschaft zw. Leishan und Xijiang organisieren koennen. Die ersten 5 – 10 Kilometer waren besonders landschaftlich reizvoll. Also fuhren wir mit dem 11:00 Uhr Bus wieder zurueck in die kleine Metropole. Auf die Fahrt von Xijiang nach Kaili, der zweimal am Tag faehrt (7:00 und 14:30 Uhr) verzichteten wir aus gegebenem Anlass.

Durch den Markttag in Leishan verzoegerte sich ein wenig unsere Abfahrt, was aber ueberhaupt nicht von Bedeutung war, wir lagen mit unserer Erlebnisdichte so gut, das ein hiesiges Umdisponieren unerheblich schien.

Wartend in der kleinen Bushalle vernahm ich mit einigen Minutenabstaenden einen wiederkehrenden hellen metallischen Gong. Gefolgt von einem priesterisch klingenden Wortgefolge, der die gleiche Tonlage annahm. Nach ein paar Minuten sah ich die maennlich aeltere Stimme. Langsam die Strasse heraufgehend wiederholte er seine Spielweise, sobald er in die Naehe von Wohnhaeusern kam.

Da Juan und ich uns verwundert anschauten und ein paar liebenswerte lustige Bemerkungen machten, klaerte der ebenfalls auf unseren Bus wartende aeltere Herr, meines Alters, uns auf. Wir hatten im Anschluss leider vergessen zu fragen, ob er diese Taetigkeit ehrenamtlich ausuebte oder auch nicht. Dieser Mann jedenfalls geht regelmaessig durch die Doerfer und haelt mit seinen mahnenden Worten nach dem durchs Dorf dringenden Gongschlag die Dorfbevoelkerung dazu an, vorsichtig mit dem Feuer umzugehen, da die Wohnhaeuser sehr schnell brennen koennen.

Immer noch schmunzelnd, aber leicht beeindruckt von dieser klugen Idee lauschten wir bis zum Eintreffen des Busses seinem Tun.


Gegen 12:30 Uhr waren wir in Leishan, schnell zum Busbahnhof nach den Anschlussmoeglichkeiten Richtung Kaili gefragt. Als wir erfuhren, dass alle 25 Minuten ein Bus mit einer Stunde Fahrzeit Kaili erreicht, waren wir beruhigt und suchten uns nun ein Taxi. Das Handeln mit einem aelteren Taxifahrer trotz Anwesenheit von Juan stellte sich komplizierter heraus als angedacht. Wir versuchten ihm klarzumachen, dass er uns einen Teil des Weges in Richtung Xijiang bringen sollte, aber nur soweit, bis er in 10-15 Minuten Fahrzeit diesen reizvollen Landstrich erreicht....nicht laenger. Ich hatte bei der Busfahrt die Zeit gestoppt, in der das landschaftlich reizvollste Gebiet zu sehen war.  Es blieb uns nichts anderes uebrig, als ihm einen Ort vorzugeben. Solche Fahrgaeste wie uns hatte er noch nicht auf seiner Liste verzeichnet.

Unterwegs war unser Taxifahrer staendig im Verhandeln. Seine 35,- Yuan war er gedanklich schon im Begriff, aufzubessern. Er bekam jetzt mit, was wir eigentlich wollten...schoene Landschaften sehen und dabei Zeit haben. Wundernd ueber mein dortiges landschaftliches Interesse schlug er nun vor, traf damit auch meinen Nerv, fuer 50,- Yuan obendrauf in eine schoenere Gegend zu fahren. Da diese ja schon sehr schoen war, musste es was Besonderes sein. Ich ging auf sein Angebot ein. Er brachte uns in seine Richtung. Da ich aber die phantasievollen Spielregeln der chinesischen Taxifahrer kenne, schaute ich prophylaktisch auf den Tachostand. Wir landeten nach gut 6,5 km Umweg in einem Naturschutzreservat, in dem wir jedoch nicht weiter mit dem Auto, sondern nur zu Fuss konnten. Der eigentlich versprochene Wasserfall liess sich nur mit einem Gesamtmarsch von vielleicht 3 Stunden besichtigen. Das alles war dem Taxifahrer aber erst jetzt eingefallen. Nach seinem Spiel kam nun meins. Ich sagte ihm daraufhin, dass ich diese Besichtigungsart nicht gewuenscht hatte, wir auch nicht so viel Zeit haetten. Also forderte ich ihn hoeflich auf, zurueckzufahren. Ich sagte ihm aber auch, dass er soviel Geld natuerlich auch nicht bekommen kann. Da er das wahrscheinlich nicht fuer voll nahm, reagierte er noch nicht entscheidend. Sicherlich war die Landschaft ebenfalls reizvoll, aber nicht entsprechend seiner freundlichen Empfehlung, sich so erheblich abhebend von meinem kurzen Abstecher. Die Terrassenfelder hatte ich bereits wunderschoen im Umkreis von Xijiang erlebt, war also nicht mehr so auf Motive hier angewiesen. Ich wollte zudem auch meine guenstige Verhandlungsposition nicht Preis geben und verzichtete jetzt auf seine Angebote, hier und dort zu fotografieren. Es kam unser Finish mit dem Taxifahrer, der nun am Liebsten im Dreieck um uns herum gesprungen waere. Ich gab ihm das, was ihm zustand. Ich legte ihm sein Geld auf den Beifahrersitz und verschwand wortlos freundlich. ‚Sun Zu’ scheinen sie alle irgendwie zu kennen und anwenden wollen. Sie vergessen aber, dass die 2500 Jahre alten Kriegslisten nicht nur in chinesischer Sprache erschienen sind.....!

 

In Ruhe gestaerkt ging es mit dem naechsten Bus weiter nach Kaili. Nach guten 45 km oder 1 Stunde Fahrzeit erreichten wir diesen Ort, in dem wir in ein 3*-Hotel einzogen. Einmal so richtig verwoehnen zu lassen..tut gut. (100,- Yuan)

 

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